Texten für das World Wide Web: Augen auf und durch

Wie wir Texte lesen

Als Online-Texter hat man dem Besucher einer Seite viel zu erzählen. Das Problem ist bloß: Das Auge ist faul. Doch, auch deins. Alle beide. Anstatt (wie in der Schule gelernt) brav von links nach rechts zu gleiten, überspringt es beim Lesen ganze Sätze!

Lesen auf dem Sprung

omsag.de_SchielendeaugenTatsächlich lesen die meisten Menschen Bücher und andere unterhaltsame Schriftstücke auf diese Weise. Konfrontiert man sie mit Texten, deren Unterhaltungswert noch gar nicht feststeht – wählen wir willkürlich eine Website –, gehen die Sprünge sogar noch weiter.

Sagt jemand, er „überfliegt“ einen Text, meint er genau das: Sein Blick segelt wie ein Habicht über die Buchstabenflut und schlägt nur hier und dort zu, um sich etwas Verlockendes zu schnappen.

Was bedeutet das nun für die Texterstellung im Web?

Wissenschaftlichen Untersuchungen zufolge durchsucht oder „scannt“ ein Mensch Webtexte stets nach dem gleichen Schema: Sein Auge dümpelt vor allem auf der linken Seitenseite herum und arbeitet sich nach unten vor. Starke optische Reize lassen es jedoch immer wieder ausbrechen, da das Auge nicht nur faul, sondern auch sensationsgeil ist. Als Reize kommen infrage:

  • Aufzählungen
  • Überschriften
  • fett markierte Abschnitte
  • und am allerwichtigsten: Bilder.

Auch im Text verstreute Suchbegriffe sind potenzielle Ankerpunkte. Solange das Auge findet, was es sucht, kann der Text als Erfolg bzw. nutzerfreundlich betrachtet werden – auch wenn oder gerade weil er alles andere als vollständig gelesen wurde.

Das Auge isst immer mit

Beim Schreiben musst du durch das Auge des anvisierten Lesers sehen – das faule, hungrige, sprunghafte, unzuverlässige Auge. Setze ihm anstelle eines massiven Textblocks kleine Häppchen vor, hier und dort bildlich garniert. Überschriften machen Appetit auf den nächsten Absatz. Muss der Leser so wenig wie möglich lesen, um zu den schmackhaften Stellen zu kommen, verschlingt er diese umso gieriger.

Die merkwürdigen Eigenheiten des menschlichen Auges sind damit noch nicht einmal ansatzweise abgedeckt. Daher beschäftige ich mich in meinem nächsten Beitrag nicht nur mit der sogenannten Eyetracking-Analyse, sondern auch mit der Conversion Rate-Optimierung. Schaut mal vorbei!

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