Ja oder Nein zum Klarnamenzwang? Nein!

Pseudonyme werden bei Google+ nicht geduldet. Nutzer, die sich ein Google-Profil unter einem Pseudonym anlegten, wurden noch vor kurzer Zeit ohne Vorwarnung von dem Suchmaschinenbetreiber gesperrt. Dies sorgte für einige Aufregung. Nun teilte Saurabh Sharam, Produktmanager im Google+-Team mit, dass fortan eine Reaktionszeit von vier Tagen gewährt wird, um im Sinne der Namensrichtlinien von Google+ seinen Namen zu ändern, bevor eine Sperrung des Profils erfolgt.
Wer mit den Namensrichtlinien nicht einverstanden ist, hat die Möglichkeit seine Daten zu exportieren wie Sharma mitteilte. Die vom Nutzer eingestellten Inhalte gehören ihnen selbst. Nähere Infos hierzu finden sich bei Google Takeout

Warum will Google+ keine Pseudonyme will

In den Richtlinien von Google+ heißt es, dass ausschließlich der Name verwendet werden soll mit dem Freunde, Familien und Kollegen einen ansprechen. Dies soll der Bekämpfung von Spam und gefälschten Profilen vorbeugen. In diesem Zusammenhang kam es bereits während der Google+ Testphase zu Sperrungen von Usern. Darüber hinaus wurden auch Unternehmen gesperrt. Seitens Google wurde bereits angekündigt, dass Unternehmen zu einem späteren Zeitpunkt auf spezielle Geschäftsprofile ausweichen können.

Wer leidet unter dem Klarnamenzwang?

Datenschützer sprachen im Zuge der Namensrichtlinien von Google+ sehr schnell Kritik aus und forderten weiterhin die Möglichkeit der Pseudonyme. So gibt es zahlreiche und gute Gründe sich für ein Pseudonym-Profil zu entscheiden. Ein Blog-Eintrag von Kirrily „Skud“ Robert enthält beispielsweise eine Auflistung von unterschiedlichen Menschen, die ihre Gründe darlegen, weshalb sie sich bewusst für einen Pseudonym-Namen im Web entschieden haben. Auffällig dabei: Es sind in der Regel Minderheiten, welche von der Gesellschaft oftmals ausgegrenzt werden. Darunter finden sich Missbrauchsopfer, Lesben, Schwule, Bi- und Transsexuelle sowie Stalking-Opfer. Es sind oftmals aber auch Personen des öffentlichen Lebens, die auch unerkannt bleiben möchten, wie Lehrer oder Politiker.

Sollte man auf den Klarnamenzwang bestehen?

Sicherlich gibt es für jedes Thema ein pro und contra. So auch beim Thema Klarnamenzwang: Hans-Peter Friedrich, Bundesminister des Inneren, beispielsweise fordert ein Ende der Anonymität im Netz und unterstützt somit das Google+ Vorhaben. Doch kann er sich in die Lage der Betroffenen hineinversetzen? Es wird immer Ausnahmen und Menschen geben, die ihrer eigenen Sicherheit zuliebe, im Netz anonym bleiben wollen. Und genau diesen Menschen sollte meiner Meinung nach eine entsprechende Möglichkeit eingeräumt werden.

Verfasst von: Marc Hartung-Knöfler