SEO Semantik: Wie Google unsere Worte interpretiert

Semantik ist ein Begriff, der häufig auftaucht, wenn es um Suchmaschinenoptimierung geht. Schließlich hat Google mit seinem Hummingbird-Algorithmus im Jahr 2013 die sogenannte „semantische Suche“ als SEO-Revolution vorgestellt. Aber was genau steht eigentlich hinter dem ominösen Fachterminus? Als Sprachwissenschaftler möchte ich euch das Konzept der Wortsemantik im heutigen Blog-Beitrag etwas näherbringen und dabei zeigen, wie ihr Google damit helft, eure Texte thematisch korrekt einzuordnen und für passende Suchanfragen in Betracht zu ziehen. Sonst kann es euch passieren, dass ihr Google unbewusst auf den Holzweg führt.

Grundsätzlich untersucht Semantik Bedeutung – und zwar nicht nur von Sprache, sondern von „Zeichen“ im Allgemeinen. Das Konzept des Zeichens bedeutet beispielsweise für einen Informatiker, der einen Quellcode analysiert, etwas gänzlich anderes als für einen Linguisten, der sich mit einem Text beschäftigt. Da es im Zusammenhang mit SEO aber ausschließlich um sprachliche Zeichen geht, beschränken wir uns hier auf die Bedeutung von Wörtern – oder, genauer gesagt, deren Beziehungen zueinander.

Möhre oder doch lieber Karotte?

Eine der semantischen Relationen, die zwischen zwei Wörtern bestehen können, kennt ein jeder von uns aus dem Alltag: Synonymität. Synonyme sind (nahezu) gleichbedeutende Wörter, die sich in der Regel problemlos gegeneinander austauschen lassen. Soll beispielsweise ein Ratgebertext zum Anbau von Möhren beziehungsweise Karotten optimiert werden, lautet die traditionelle SEO-Strategie: Analysiere die beiden Keywords und beschränke dich im Text auf den Begriff mit den meisten Suchanfragen. Google sieht das jedoch anders: Statt kräftig an der Density-Schraube zu drehen, ist es wesentlich sinnvoller, zu variieren und gelegentlich auch das Synonym zu nennen.

Ein ähnlicher Fall liegt bei verwandten Begriffen vor: Ober-, Unter- und Schwesterbegriffe (Hyperonyme, Hyponyme und Kohyponyme) tragen zur Bildung von Themenfeldern bei. Geht es in einem Text zum Beispiel um Sägen, ist der Oberbegriff Werkzeug ebenso relevant wie verschiedene Unterbegriffe, etwa Stichsäge oder Kreissäge. Und auch Schwesterbegriffe wie Messer als Alternative zur Säge können dabei helfen, das Thema des Textes für Google präziser zu definieren.

Ein Reifen ist nicht gleich ein Reifen

Die oben genannten Bedeutungsrelationen zeigen, wie sich ein thematisches Feld in einem Text aufbauen lässt. Andere Begriffe wiederum sind darauf angewiesen, in ein solches Themenfeld eingebettet zu sein, damit Google ihren Sinn zuordnen kann. Dabei handelt es sich um Wörter, die einige von euch möglicherweise als „Teekesselchen“ kennen: Polyseme beziehungsweise Homonyme. Der Unterschied zwischen diesen beiden Kategorien ist ein wenig kompliziert, für unsere Zwecke aber glücklicherweise vernachlässigbar.

Hierbei handelt es sich um Einzelwörter, die jeweils mehrere unterschiedliche Bedeutungen tragen. Ein Schloss kann man besichtigen oder es an einer Tür anbringen, und auf eine Bank kann man sich setzen oder dort sein Geld anlegen. Wenn nun beispielsweise ein Online-Shop Reifen anbietet, sollte der Text der Seite genügend semantische Anhaltspunkte liefern, um Google entscheiden zu lassen, ob Autoreifen, Schwimmreifen oder Gymnastikreifen gemeint sind.

Semantische Beziehungen spielen lassen

Dies sollte als kleiner Einblick in die sprachwissenschaftliche Wortsemantik ausreichen. In der Praxis spielen natürlich nicht nur die obigen Relationen eine Rolle – Google kennt viele weitere Kniffe, um die Bedeutung eines Textes herzuleiten und mit der Intention des Suchenden zu verknüpfen. Aber vielleicht hilft euch dieser Beitrag als Denkanstoß, um das nächste Mal beim Schreiben euer thematisches Netz noch zielgerichteter aufzuspannen oder eure Suchanfragen noch pointierter zu formulieren.

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