Die Rolle des Nutzers für SEO

Früher war es relativ einfach. Suchmaschinen bewerteten die Relevanz einer Webseite anhand bestimmter technischer Faktoren, die – wenn auch nicht ganz so einfach – vom Betreiber mit wenig Denkaufwand optimiert werden konnten. Da nun der User eine immer größere Rolle spielt, muss ein Webseitenbetreiber auch im Auge behalten, ob und welche Änderungen dem Benutzer einen echten Mehrwert bietet. Sollte dies nicht der Fall sein, lohnt sich der Aufwand meist nicht (mehr).

Warum sind die Nutzer für Google denn jetzt so wichtig?

Man könnte denken, dass es Google doch egal sein kann, was ich meinen Besuchern zeige, sie können ja wieder gehen, wenn es ihnen nicht gefällt. Klingt erstmal nicht falsch, ist es aber. Google hat immer den Anspruch jedem Nutzer die besten Ergebnisse zu einer bestimmten Anfrage zu zeigen. Im ihrem Weltbild läuft eine Suche in etwa so ab:

  1. Suchanfrage
  2. Nutzer klickt auf das erste organische Ergebnis
  3. Nutzer ist glücklich

Um diesem Anspruch gerecht zu werden sollte man sich nicht mehr nur auf die bewährten Kriterien einer bestimmten Keyword-Dichte oder Verlinkungsstruktur verlassen. Wichtiger ist, ob der Besucher den gezeigten Inhalt erwartet und ob er einen echten Nutzen daraus ziehen kann. Deswegen ist ein Text in dem zehnmal „Versicherung München“ vorkommt, auch nicht sinnvoll.
Kann – und wenn ja, wie – eine Maschine überhaupt beurteilen ob ein Text/Bild gut oder schlecht ist? Nein. Außer bei offensichtlichen Merkmalen wie thematischer Relevanz und Keyworddichte benötigt die Suchmaschine menschliche Hilfe. Hierzu werden schon jetzt Kriterien eingesetzt, die mit dem eigentlichen Inhalt nur noch indirekt zu tun haben.

Bekanntlich wird die CTR (Klickrate) als Gradmesser für die Qualität herangezogen. Diese berechnet sich – ähnlich wie bei Adwords – aus den Impressions und den Klicks(Klicks/Impressions). Wie oft wurde meine Webseite als Ergebnis vorgeschlagen und wie oft wurde Sie dann tatsächlich geklickt? Die Optimierung des Titles und der Meta-Descpription hat dabei direkten Einfluß, geht meines Erachtens aber noch nicht weit genug. Wenn jemand auf mein Suchergebnis klickt aber innerhalb weniger Sekunden wieder zu Google zurück kehrt, kann der Inhalt nicht sehr relevant gewesen sein. In den Google Webmaster Tools werden Suchanfragen, Klicks und CTR bereits seit einigen Monaten getrackt (siehe Bild).

Auch eine Nutzung der Unmengen an Analytics Daten, die Tag für Tag auf die Google Server nieder hageln, halte ich für sinnvoll. Besonders Conversionrate, Bouncerate und häufige Ausstiegsseiten geben ein klaren Hinweis zur Qualität einer Web- bzw. Unterseite ab. Wenn meine Landingpage eine unnatürlich hohe Absprungrate als andere Unter- bzw. vergleichbare Webseiten hat, wird auch Google der Meinung sein, dass die Seite dem Nutzer keinen Mehrwert bietet. Am Ende kann ein Nutzer eben besser entscheiden wie gut die Inhalte einer Webseite sind.

Seit einigen Monaten hat der Benutzer die Möglichkeit die Ergebnisse direkt in den Serps zu bewerten. Dazu dient ein kleiner Stern neben jedem Link. Dieser dient in erster Linie dazu, das für einen präferierte Suchergebnis ganz oben anzeigen zu lassen. Aber auch hier gilt, wenn eine signifikante Menge an Nutzern eine bestimmte Seite zu einer bestimmten Anfrage bevorzugen, dann muss diese Seite eine besondere Relevanz haben.
Gleiches gilt für die Ergebnisse bei Google Places. Hier beeinflusst die Meinung der Besucher (Bewertungen, Erfahrungsberichte) die Ergebnisse noch viel mehr. Seit dem die lokalen Suchergebnisse nun mitten in den normalen SERPs auftauchen und durch die Maps- und Bewertungssymbole besonders auffallen, muss auch Places fortwährend optimiert werden. Es gilt also – wie Google sich das wünscht – Seiten aufzubauen, die auf die Gunst der Benutzer abzielt, nicht auf die, der Suchmaschine.

Und wenn Google schon den Nutzer in den Mittelpunkt stellt, sollte dies auch mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln verfolgt werden.

Was haltet Ihr von diesem Trend? Ist es sinnvoll dem Nutzer mehr Macht über die SERPs zu geben?

Verfasst von: Ferdinand v. Seggern